Sankt Georgen ist als theologischer Ausbildungsort entstanden, weil das Bistum Limburg ein Priesterseminar errichten wollte und die Jesuiten gleichzeitig nach Möglichkeiten für ihr intellektuelles Apostolat in Deutschland suchten. Denn nach dem Fall des staatlichen Jesuitenverbots aus Kulturkampfzeiten wollte man sich in der zentral gelegenen und aufstrebenden Stadt Frankfurt am Main engagieren. In den ‚goldenen‘ 20er Jahren bot sich die zentral gelegene Handels- und Universitätsstadt gleichsam an. Nachdem die Absicht des Limburger Bischofs, eine theologische Fakultät in die junge Stiftungsuniversität zu integrieren, sich nicht realisieren ließ, wurden Orden und Diözese aktiv.
1925 Erwerb des Anwesens Offenbacher Landstraße 224 durch die Aachener Immobilien-Aktien-Gesellschaft für die Niederdeutsche Provinz der Gesellschaft Jesu
27.09.1926 Formelle Konstituierung der Jesuitenkommunität Sankt Georgen: P. Ludwig Kösters (1872-1939) zum Rektor ernannt (= Ordensoberer der Jesuiten, gleichzeitig Regens der Seminaristen und Leiter der Lehranstalt, Professor für Fundamentaltheologie). P. Karl Klein (1898-1974) als Stellvertreter des Rektors zum Subregens für die Alumnen ernannt
15.10.1926 Vorlesungsbeginn (philosophischer Kurs) für 15 Seminaristen
25.10.1926 Feierliche Einweihung durch den Bischof von Limburg, Dr. Augustinus Kilian (1856-1930). Motto aus der Ratio Studiorum SJ: pietati et scientiae
13.11.1926 Hochschulvertrag zwischen der Diözese Limburg und der Niederdeutschen Provinz SJ. Statuta für das Seminar erlassen
29.12.1926 Staatliche Anerkennung der Phil.-Theol. Lehranstalt Sankt Georgen durch den Preußischen Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung
1927 Lindenhaus wird für Seminaristenzimmer hergerichtet. Alumnen aus den (Erz-) Diözesen Köln, Aachen, Osnabrück, Hildesheim, Berlin, Würzburg und der Apostolischen Administratur Schneidemühl Planungen für einen Seminarbau: Entwurf einer Vierflügelanlage durch Architekt Franz Ross, Aachen. Nur der Südflügel kommt zur Ausführung
Juli 1928 Spatenstich für den Seminarneubau
31.07.1929 Einweihung
27.09.1929 P. Wilhelm Klein (1889-1996) zum Rektor und Regens der Alumnen ernannt
1932 Erweiterung des Seminargebäudes: große Aula in östlicher Richtung zur Balduinstraße hin errichtet
1934 Über der angebauten Aula werden die Stockwerke mit Alumnenzimmern errichtet, nachdem das von der nationalsozialistischen Behörde zunächst erteilte Bauverbot aufgehoben wurde
1936 Aufstellung einer Wohnbaracke auf dem Tennisplatz südlich des Seminars wegen des Zugangs von Jesuiten-Scholastikern
1942 Sankt Georgen teilweise staatlich konfisziert: Lazarett und Krankenhaus
04.10.1943 und 18.03.1944 Fliegerangriffe mit starker Zerstörung vor allem der Südseite des Seminargebäudes mit der Seminarkapelle. Auch die übrigen Gebäude auf dem Campus sind stark beschädigt
1944 Übersiedlung des Seminars bis Kriegsende in die Zisterzienserabtei Marienstatt/Westerwald
1945 Bis zur Wiedererrichtung der Gebäude Seminarbetrieb im Limburger Priesterseminar mit 54 Alumnen
1945/46 Wiederaufbaus des Priesterseminars beginnt (Bauleitung: PP. Fuhrmann u. Schlingermann). Zum Wintersemester 1946 beginnen fast 100 Studenten das Philosophiestudium
1946/47 2. Bauabschnitt des Wiederaufbaus unter P. Ludger Born (1897-1980). Zum Wintersemester beginnen 60 Theologiestudenten
1948 Wiederaufbau des Querbaus (heute „Zwischenbau“) mit Vorlesungssälen
1953 Errichtung der Alumnatskapelle vor dem Seminargebäude in Richtung Offenbacher Landstraße unter P. Franz Schroll
1989 Abriss der Alumnatskapelle und Baubeginn der neuen Seminarkirche unter P. Wendelin Köster. Entwurf: Gebrüder Studer
2008 Überlegungen und Planungen der Ordinarien des Priesterseminars zur baulichen Anpassung des Seminargebäudes
2013 Teilabriss des Seminargebäudes, Baubeginn für ein neues Seminargebäude entlang der Balduinstraße
2015 Fertigstellung des Neubaus, Abtragung des alten Seminargebäudes bis auf die Wandelhalle im Erdgeschoss
2024 Im Gebäude des Priesterseminars wohnen neben Seminaristen verschiedener Bistümer Priester der Weltkirche im Aufbaustudium und Studierende verschiedener Frankfurter Hochschulen und Fakultäten. Zwei Etagen werden für Kurse und Exerzitien der Zukunftswerkstatt der Jesuiten bzw. des Zentrums für Berufungspastoral der Deutschen Bischofskonferenz genutzt.