Das Priesterseminar ist an die Theologisch-Philosophie Hochschule der Jesuiten angeschlossen. Mit ihrer Bibliothek und ihrer Mensa befindet sie sich ebenso auf dem weitläufigen Campus wie das Zentrum für Berufungspastoral der Deutschen Bischofskonferenz, die Zukunftswerkstatt des Jesuitenordens und weitere theologische Institute. Die Kirche versteht den Ausbildungsweg des Priesters als eine ständige, ganzheitliche, gemeinschaftliche und missionarische Formung. Diese Formung ist die Fortsetzung eines beständigen "Weges der Jüngerschaft", der mit der Taufe beginnt und während des ganzen Lebens andauert". Darum bemühen wir uns hier.
Das Priesterseminar umfasst Ausbildungselemente und Erfahrungen, die studienbegleitend zumeist an Abenden und Wochenenden stattfindet. Wer im Priesterseminar lebt, muss also von Beginn an lernen, sich selbst und seinen Alltag gut zu organisieren. Dieser Zugang zur eigenen Ausbildung und die Verantwortung dafür ist einer der Aspekte, in denen deutlich wird, wie das Priesterseminar in der Tradition und Geisteshaltung des Jesuitenordens geführt wird.
Die entscheidenden Dimensionen der Priesterausbildung, die menschliche, die geistliche, die intellektuelle und die pastoral-missionarische, werden auf unterschiedliche Weise ebenso in der Hochschule wie im Priesterseminar ausgestaltet.
Dem Priesterseminar vorgeschaltet ist ein einjähriger Vorkurs, das sog. Propädeutikum, das die Bewerber in Verantwortung der Heimatbistümer nicht in Sankt Georgen, sondern an unterschiedlichen Orten und mit unterschiedlichen Profilen durchlaufen.
Eine gute Entscheidung und Vorbereitung für den Dienst des Priesters braucht ebenso wie andere Lebensentscheidungen Zeit, um zu reifen. In der Priesterausbildung sind das mindestens sieben Jahre. Während dieser Zeit durchlebt ein Priesterkandidat ganz unterschiedliche Erfahrungen, die ihm helfen sollen, sich selbst mit seinen Begabungen und Begrenzungen besser kennenzulernen. Nur so kann er verstehen, auf welche Weise er persönlich den Ruf in die Nachfolge gestalten kann und gestalten soll.
Das alltägliche Zusammenleben in der Seminargemeinschaft und inmitten von anderen Studierenden, die notwendigen Dienste, die für die Gemeinschaft zu verrichten sind, und regelmäßige Rückmeldungen und Gespräche mit den Ausbildungsverantwortlichen sind fortlaufende Anstöße auf diesem Reifungsprozess. Das gleiche gilt für verschiedene Formen und Felder von Praktika. Schließlich trägt auch die Pastoralpsychologin, selbst eine Ordensfrau, aus ihrer Perspektive wichtige Anstöße zur Entfaltung der individuellen Persönlichkeit bei: Durch regelmäßige Einzel- und Gruppengespräche sowie durch weiterführende Angebote mit Hilfe psychologischer Ansätze und Instrumente.
Nachfolge kann nur gelingen im engen und vertrauten Umgang mit dem, der vorangeht. In den Jahren der Priesterausbildung nehmen Übungen und Zeiten der geistlichen Vertiefung viel Raum ein. Einführungen in das Stundengebet und andere Gebetsformen, regelmäßige Gottesdienste und Gebetszeiten sowie mehrere Wochenenden, die im Besonderen der Stille und dem persönlichen Gebet vorbehalten sind, bieten Hilfen, im eigenen geistlichen Leben zu wachsen. Der Spiritual leitet wöchentliche Gesprächsgruppen zu Fragen der Spiritualität, und eine eigene geistliche Haus-Bibliothek umfasst viele klassische und zeitgenössische Texte und Schätze. Auch beim wöchentlichen Seminarabend, den der Seminarleiter, die Pastoralpsychologin oder die Seminaristen selbst gestalten, führen Impulse oder Gäste zu einem Austausch über Fragen des persönlichen Glaubens und des geistlichen Lebens.
Vor allem das Magister-Studium der Katholischen Theologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule dient der Jesuiten der intellektuellen Ausbildung der Priesterkandidaten. In der Regel verbringen sie mindestens eines ihrer fünf Studienjahre an einer anderen Hochschule in einer anderen Stadt oder einem anderen Land. Im Rahmen der Studienordnung kann jeder entsprechend seinen Interessen Schwerpunkte innerhalb des Studiums setzen. Dazu gibt es neben den Lehrveranstaltungen freie Zeit zum persönlichen Studium: Der Gesamtbestand der Bibliothek umfasst derzeit 475.345 Bände, 437 laufend gehaltene Zeitschriften, über 48.000 elektronische Zeitschriften und Serien und über 65.000 Onlinedokumente.
Die Allgemeine Hochschulreife sowie Latinum und Graecum sind für einen Abschluss in Sankt Georgen unverzichtbar. Es gibt aber auch andere Studienorte mit anderen Zulassungsvoraussetzungen.
Das Priesterseminar bezieht mehrere Tageszeitungen und aktuelle Zeitschriften und verfügt selbstverständlich über ein W-Lan.
Die Zeit der eigentlichen pastoral-praktischen Ausbildung ist die Phase des Pastoralkurses, der sich, zumeist gemeinsam mit den Bewerberinnen und Bewerbern für die weiteren pastoralen Berufe, für etwa zwei Jahre und in Verantwortung der Heimatbistümer dem Studium anschließt. Dennoch gibt es auch schon in der Studienphase, also im Priesterseminar, Lernerfahrungen für die persönliche pastoral-missionarische Kompetenz. Dazu gehören Stimmbildung und Lektorentraining: Die Seminaristen sind von Beginn an in die Vorbereitung und Gestaltung der verschiedenen Gottesdienste einbezogen, um ein immer tieferes Verständnis der äußeren und innerlichen Dimension von Liturgie zu entwickeln. Zu diesem Bereich gehört aber sich auch der semesterbegleitende Sozialeinsatz in einem nicht-kirchlichen Dienstfeld sowie Unternehmungen wie die Nikolaus-Aktion für Kindergärten und Krankenhäuser oder eine nächtliche Gebetswache für den Frieden in der Welt.