Seminarkirche

Die Kollegs- und Seminarkirche St. Georg zeichnet sich durch ihre moderne architektonische Gestaltung aus. In ihrem ovalen Grundriss stehen sich Altar und Tabernakel quasi als ‚Brennpunkte‘ des Raumes gegenüber. Beide wurden von dem bekannten Bildhauer Prof. Ulrich Rückriem gestaltet. Geteilt wird der Raum durch Orgel und Sakristei, so dass um den Tabernakel ein eigener Ort der Ruhe entsteht, der zu stillem Gebet einlädt.

Der Innenraum der Seminarkirche weist eine stark reduzierte Farbpalette auf, die vor allem durch das Ineinander von verschiedenen Grautönen bestimmt wird. Diese farbliche Ausgestaltung strömt Ruhe aus und lässt die Seminarkirche zu einem Ort der Sammlung und der Stille werden. Indem sich charakteristische Formen und Maße immer wiederholen, entsteht ein Eindruck von Ordnung und Harmonie. Durch die Anordnung der Sitzbänke löst sich die ovale Grundform der Seminarkirche in ein Quadrat auf. Darin lässt sich eine Anspielung auf das Zueinander von Seminarkirche und Hochschule, die einen quadratischen Grundriss mit einer runden Innengestaltung aufweist, erkennen. Die Bezogenheit von Kirche und Hochschule, Frömmigkeit und Wissenschaft spiegelt das Leitwort Sankt Georgens: „Pietati et scientiae“.

Aus von innen unsichtbaren Öffnungen im Dach und seitlichen Fensterbuchten strömt von außen Licht in die Kirche, die so die Stimmung der äußeren Witterung, sowie Tages- und Nachtzeiten aufnimmt. Durch schmale Durchlässe in der Außenwand entsteht ein Dialog zwischen Innen und Außen, Symbol für das Verhältnis von Seminarkirche und Stadt, Kirche und Welt.

Das Seminarkreuz ist ein lombardischer Kruzifixus aus dem 16./17. Jahrhundert. Der Blick des Gekreuzigten weist auf den Altar, der aus Anröchter Stein geschaffen wurde und bewusst offene Spuren der Bearbeitung zeigt.

Die Kollegs- und Seminarkirche wurde nach etwa zweijähriger Bauzeit am 24. April 1993 von Gerhard Pieschl, Weihbischof des Bistums Limburg, geweiht. Patron der Seminarkirche ist der heilige Georg. Durch die im Fuß des Altares eingelassenen Reliquien kommt die Verbindung zu all den Diözesen zum Ausdruck, die ihre Priesterkandidaten in Sankt Georgen ausbilden lassen. Entworfen wurde der Bau von den Architekten Prof. Ernst Studer und Gottlieb Studer aus Zürich.

Fabian Bruns