Propädeutikum

Priesterkandidaten kommen heute mit sehr unterschiedlichen religiösen Vorprägungen und Bildungsvoraussetzungen in das Priesterseminar. Um die Ausgangsbedingungen anzugleichen, wurde von Papst Johannes Paul II. empfohlen, eine propädeutische Phase in den Priesterseminaren einzuführen. Die päpstliche Bildungskongregation stellte im Jahre 1998 drei Arten von Propädeutika vor:

A. als eigenständige Phase, z.B. ein Jahr vor dem Studienbeginn,
B. als ins Studium und Priesterseminar integrierter Prozess,
C. verbunden mit der Berufungspastoral vor dem Eintritt ins Priesterseminar.

Integriertes Propädeutikum

Das Priesterseminar Sankt Georgen hat sich mit den zuständigen Bischöfen für das integrierte Modell (B) entschieden. Die wichtigsten Merkmale des Propädeutikums in Sankt Georgen sind vor allem zwei intensive, mehrwöchige Kurse sowie weitere, in den Studienverlauf integrierte Elemente.

Der Propädeutische Vorkurs wird vor dem eigentlichen Studienbeginn angeboten. Während der drei Wochen im Haus HohenEichen in Dresden soll den neu eintretenden Seminaristen nach dem Motto „Ora et labora“ (Bete und arbeite) zweierlei ermöglicht werden: ein persönlicher, geistlicher sowie ein gemeinschaftlicher Start in das Leben im Priesterseminar – durch gemeinsame praktische Arbeit, Einführung ins Gebet und persönlichen Austausch. Im Anschluss an die Zeit in Dresden folgt in Frankfurt zusammen mit den externen Studierenden (Laientheologen) die Einführungswoche in die Praxis des Studiums. Vier Monate später kommt die Gruppe noch einmal zu einem Reflexionswochenende im Landhaus des Priesterseminars in Mespelbrunn zur Auswertung zusammen.

Der zweiwöchige Kurs Propädeutikum II richtet sich an die Seminaristen des 7. bzw. 9. Semesters. Im Exerzitienhaus Maria Lindenberg bei Sankt Peter im Schwarzwald werden die Themen der geistlichen Identität des Priesters bearbeitet. Ziel ist eine vertiefte, persönliche und besser fundierte Neuausrichtung auf dem eingeschlagenen Weg für die Zielgerade der Studienphase in Frankfurt.

Darüber hinaus findet man weitere propädeutische Elemente während der gesamten Studienzeit. Zu denen zählen unter anderem:

  • Einführung in die praktische und geistliche Lebensordnung des Priesterseminars,
  • geistliche Ausbildung, monatliche Recollectio, jährliche Einzelexerzitien,
  • Semestergespräche zur Eignungsklärung mit dem Regens,
  • ehrenamtliches diakonisches Engagement (wöchentlich im Semster),
  • geistlich begleitete Équipes, Synoden und Flurgruppen,
  • Studium der Sprachen (Latein, Griechisch, Hebräisch), Stimmbildung, Sprecherziehung und liturgisches Singen.

Szymon Nowaczyk